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Anarchistische Buchmesse in St.Imier 2012

9. - 12. August 2012,  St. Imier (Schweiz)
www.buechermesse.ch | info(a)buechermesse.ch

2010 fand zum ersten Mal in der zweisprachigen Stadt Biel/Bienne eine anarchistische Buchmesse statt. Mit gut 500 BesucherInnen, mehr als zwei Dutzend AusstellerInnen und einer kleinen, aber feinen Auswahl an Vorträgen zur Theorie und Praxis des Anarchismus war die Veranstaltung ein durchschlagender Erfolg. Deshalb wurde auch 2011 in dieser Stadt wieder eine Buchmesse veranstaltet. Diesen Sommer findet in der Nähe von Biel/Bienne im grünen Bernerjura in St. Imier ein anarchistischer Kongress statt, für die Organisator_innen der Buchmesse war deshalb schnell klar, dass die Buchmesse einige Kilometer verlegt wird, um den Aussteller_innen und Besucher_innen eine zweite Anreise zu ersparen.

Anarchistische Buchmessen

Vor gut 30 Jahren kam bei einer Handvoll Londoner AnarchistInnen unter dem Eindruck einer sich sozialistisch nennenden, doch stinklangweiligen, teuren und von vielen grossen Verlagshäusern frequentierten Buchmesse der Wunsch auf, einen eigenen solchen Anlass durchzuführen. Das Attribut „anarchistisch“ oder „libertär“ in der rasch auf die Beine gestellten „Anarchist Bookfair“ bezog sich einerseits auf die angebotenen Verlagsprogramme und anderseits auf eine bestimmte Auffassung, wie der Anlass auszusehen habe. Es ging nicht nur darum, möglichst viele Bücher zu verkaufen und viele Menschen für den Anarchismus zu interessieren, sondern auch darum, eine Plattform für AktivistInnen und eine Vielfalt an weiteren kulturellen Veranstaltungen zu bieten. Spezifisch anarchistische Auffassungen, die viel Wert auf die individuelle Freiheit legen, sollten zudem an der Buchmesse gelebt werden: Rassismus, Sexismus, Homophobie usw. hatten am Anlass nichts verloren, dagegen wurde viel Wert auf die „do-it-yourself“-Haltung von BesucherInnen und AnbieterInnen, Solidarität und Strukturen zur basisdemokratischen Entscheidungsfindung gelegt.

Der „Anarchist Bookfair“ war das erste Mal kein Glück beschieden: Gerade einmal ein halbes Dutzend AusstellerInnen nahmen am Anlass teil, und nachdem sich kaum einE BesucherIn blicken liess, entschieden sich die Anwesenden kurzerhand, die Buchmesse in ein Billard-Turnier umzufunktionieren. Doch der Enthusiasmus blieb auch nach dieser ernüchternden Erfahrung, und der Anlass wurde Jahr für Jahr bekannter, konnte mehr libertäre Verlage und Interessierte anziehen und grössere Veranstaltungen realisieren. Die Buchmesse wurde im Laufe der Jahre so beliebt, dass sie dieses Jahr bereits zum 30. Mal durchgeführt wird. Ganz unbescheiden meinen die Veranstalterinnen und Veranstalter denn auch, dass sie der grösste und wichtigste regelmässig stattfindende anarchistische Anlass der Welt sei. Die Zahlen sind tatsächlich auch ziemlich beeindruckend: 100 Bücherstände, 40 Veranstaltungen und rund 3000 BesucherInnen - und das jeweils an nur einem Messetag.

Doch längst ist die "Anarchist Bookfair" nicht mehr die einzige ihrer Art, so dass ihre Organisatorinnen und Organisatoren dazu übergegangen sind, die Betonung auf "von London" zu legen. Alleine in Grossbritannien sind im Laufe der letzten Jahre ein gutes halbes Dutzend weitere anarchistische Buchmessen begründet worden. In Kanada und in den USA hat mensch als literarisch interessierteR AnarchistIn schon fast die Qual der Wahl - zwischen Frühling und Herbst gibt es kaum ein Wochenende, an dem nicht irgendwo ein solcher besagter Anlass stattfindet. Auch in Lateinamerika, wo anarchistische Buchläden und Bibliotheken eine grosse Tradition haben, gab es in den vergangenen Jahren einige Versuche, so zum Beispiel in Monterrey (Mexiko) und São Paulo (Brasilien).

Schliesslich tut sich auch auf dem Europäischen Festland in den letzten Jahren einiges in dieser Sache: Seit 2003 findet alle paar Jahre die "Balkan Anarchist Bookfair" statt (2003 in Ljubljana, 2005 in Zagreb, 2008 in Sofia und 2009 in Thessaloniki); ebenfalls in Osteuropa gibt es seit 2006 die jährlich durchgeführte "Anarhistički sajam knjiga" in Zagreb und weitere eine anarchistische Buchmesse in Poznan (Polen). In Westeuropa fallen vor allem die Spanischen Genossinnen und Genossen auf, die in verschiedenen Städten (Barcelona, Bilbao, Madrid, Valencia) regelmässig stattfindende "ferias del libro anarquista" durchführen. Aber auch in Paris, Gent, Florenz, Lisabon, Dublin und 2010 mit Oberhausen zum ersten Mal in Deutschland gab es bereits entsprechende Anlässe. Die Konzepte haben sich über die Jahre kaum geändert, wenn auch die jeweiligen Programme sich massiv ausgeweitet haben: Viele der Anlässe sind heute Buchmessen, Kulturtage, Kleinkunstbühnen, Vortragsreihen, Filmzyklen und Begegnungsräume in einem.

Was angeboten wird

Die Büchermesse findet dieses Jahr in St. Imier statt. Ein Ort, welcher eine immense Bedeutung für die anarchistische Geschichte besitzt und in welchem die Geister der alten Damen und der alten Herren mit Zottelbärten noch nicht vollständig aus den Dachböden und den Hinterzimmern der alten Häuser vertrieben wurden. Deswegen sind wir motiviert in diesem Jahr eine möglichst breite Übersicht über anarchistisches Buch- und Publikationsschaffen, über Verlage, Zeitschriften, Sprachen und Autor_innen, zu bieten. Aus der ganzen Welt werden Verlage, Vertriebe, Zeitschriften und Organisationen anreisen, um die Buchmesse zu beleben. Wir sind ausserdem bestrebt die Autor_innen auch zu Wort kommen zu lassen und haben in der zur Messehalle umfunktionierten Eishockeyhalle von St. Imier ein Platz für Lesungen und Buchvorstellungen reserviert. Veranstaltungen, welche einen direkten Bezug zu den angebotenen Büchern haben, werden an allen fünf Tagen des Kongresses zu geniessen sein. Die Buchmesse selber wird an vier Tagen für die Besucher_innen geöffnet sein, so dass die angereisten Aussteller_innen am ersten Tag genügend Zeit haben, um ihr Sortiment auf den Tischen zu drapieren.

Rundherum: St. Imier

Die Uhrenmacherstadt St. Imier liegt im zentralen Teil des längs durch die grünen Hügel des Jura führenden Vallon de St. Imier. Obwohl politisch zum deutschsprachig dominierten Kanton Bern gehörend, ist die Gemeinde frankophon. Die 4700-Seelen-Gemeinde ist städtisch geprägt, was einerseits an der langen Geschichte als industrielles Zentrum liegt und andererseits daran, dass St. Imier ein Regionalzentrum ist. Die Stadt hat eine grosse Bedeutung für die anarchistische Bewegung: Hier befand sich das Epizentrum der berühmten „Fédération Jurassienne“, der bedeutendsten anarchistischen Sektion der Ersten Internationalen. Das Gründungstreffen der anarchistischen Abspaltung der Ersten Internationalen fand deswegen auch 1872 im Hôtel de la maison de Ville in St. Imier statt. An dieses Treffen erinnern heute diverse von der Gemeinde angebrachte Plaketten an verschiedenen Häusern. Seit 1986 befindet sich mitten im Zentrum des Städtchens das „Espace Noir“ ein anarchistisches Kulturzentrum mit Infoladen, Buchhandlung, Galerie, Taverne und ein Theater/Konzertsaal mit einem regen Programm.

 

Auf einen Blick

Wann?

Donnerstag 9. bis Sonntag 12. August 2012
Öffnungszeiten
Do 9. - Sa 11.: 10:00 - 19:00h
So 12.: 10:00 - 14:00h

Was?

Die Buchmesse bietet einen Überblick über die Publikationen von zahlreichen antiautoritären, herrschaftskritischen Verlagen und Organisationen aus der ganzen Welt. Parallel zum Anlass finden Lesungen und Vorträge statt.

Wo?

Patinoire d'Erguel (Eishalle), Beauregard 4, CH-2606 Saint-Imier (Schweiz).

Eintritt?

Der Besuch ist gratis. Einen Standplatz inklusive Tische stellen wir den Austeller_innen gegen eine geringe Gebühr zur Verfügung.