Repression ist Scheisse!

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Communiqué

Vom Samstag 5. Februar bis Samstag 12. Februar 05 finden die ersten Winterthurer Anarchietage statt (Programm siehe Anhang). Die Anarchietage werden von der seit einigen Monaten reorganisierten LAW / FAU-W organisiert.

Die libertäre Aktion Winterthur ist eine anarchistische (Anarchismus = Lehre der Herrschaftslosigkeit) Gruppierung, welche die verschiedensten libertären Strö­mungen in einer Gruppierung vereinen möchte. Aus diesem Grunde folgte der Zu­sammenschluss mit der anarchosyndikalistischen Freien ArbeiterInnen Union Winterthur. Kleiner Exkurs: Der Anarchosyndikalismus sieht in Basisgewerkschaften diejenige politische Kraft, welche die soziale Revolution fördern und über welche die nachkapitalistische Gesellschaft basisdemokratisch organisiert werden soll.

Wir laden alle Interessierten zu den verschiedenen Veranstaltungen der An­archietage ein. Die sieben Tage sollen nicht nur hartgesottenen Anarchistinnen und Anarchisten offenstehen, sondern allen Interessierten, darum wurde bei der Themenwahl auch darauf geachtet, dass immer zahlreiche Anknüpfungspunkte mit unserer heutigen Gesellschaft bestehen und sich nicht in sozialromantischen Utopi­en verlieren.
 

Artikel vom BrandSATZ Ausgabe Nr.1 - Januar 2005:

Anarchie in Winterthur!

Seit einigen Wochen hat sich die Libertäre Aktion Winterthur / Freie ArbeiterInnen Union Winterthur (LAW / FAU-W) reorganisiert.

Der ganze Name tönt komplizierter, als das damit Gesagte eigentlich heissen soll. Die LAW soll eine breite libertäre Gruppierung sein, welche die verschiedensten anarchistischen (herrschaftslosen) politischen Strömungen in Winterthur in einer Gruppierung sammeln will. Der Zusammenschluss mit der anarchosyndikalistischen FAU-W folgt diesem Gedanken des gemeinsamen libertären Handelns. FAUistas gibt's in Deutschland und in mehreren Schweizer Städten. Der Anarchosyndikalismus (Syndikat=Gewerkschaft) sieht, vereinfacht gesagt, Basisgewerkschaften als diejenige politische Kraft, welche die soziale Revolution fördern soll und über welche die nachkapitalistische Gesellschaft basisdemokratisch organisiert werden wird.
Die LAW / FAU-W organisiert vom 5. - 12. Februar die Ersten Winterthurer Anarchietage (siehe Programm). Eine Woche vorher, am Samstag 29. Januar, werden mittels eines Infostandes am Oberen Graben die Menschen über die LAW / FAU-W, über die Anarchietage und ganz generell über Anarchismus informiert.

Don Quichotte

Artikel vom BrandSATZ AUsgabe Nr.2 - März 2005:

Anarchiestand

Mühevoll machen sich die drei LAW-Mitglieder am Morgen des 29. Januar um 10.00 Uhr an den Aufbau des Standes in der Marktgasse. Die Hände halb abgefroren kämpfen sie mit zahllosen Stangen, welche richtig zusammengesetzt eine Überdachung ergeben sollten.

Dem Kommentar „Wenn der Wind einmal darunter bläst, fliegt das ganze Zelt davon" wird natürlich keine Bedeutung geschenkt. Nach zwanzig Minuten Rumgebastel fragt man sich langsam, ob man überhaupt ein solches Zelt benötigt. „Aber sicher, ich will doch nicht, dass meine Bücher verschneit werden!" Und da kommen schon die anderen. Zu fünft schaffen sie es dann doch noch. Festbänke sind auch vorhanden und zum Glück ganz viel warmer Tee. Die Bücher, Zeitungen und Infoblätter wellen sich schon nach ein paar Minuten. Schnee überdeckt flattern sie vor sich hin. Im Halbstundentakt lösen sie ein Aufschreien aus; immer dann, wenn der Wind die ganze Sache zu Boden trägt. Auch die A4-Plakate wollen nicht bleiben wo sie sind. Nachdem sich alle kurzfristig mit Handschuhen und dicken Socken eingedeckt haben, stehen sie fröstelnd bereit, die grosse Masse aufzuklären.
Das „Publikum", das sich überhaupt traut einen Blick auf den Stand zu werfen, ist schnell beschrieben. Der erste Gast ist, wer hätte es anders gedacht: Nicolas Galladé. Der Zweite ist ein älterer Herr, dessen Grossvater ein italienischer Anarchist war, und die Dritte, eine ältere Dame, welche sich keinen Zwang antut den Herrn Stefanini Junior zu kritisieren: „Das mitem Sulzerhochhuus isch em hoffentlich ä lehr gsi."
Zeit für Vokü. Aber wo sind die Pfannen geblieben? Mit etwas Verspätung gibt es dann trotzdem etwas zu Essen: Reis mit zuviel Wasser und Karotten, welche nach zehn Minuten am Teller angefroren sind. Am Nachmittag finden ein Christenfundi und ein Nationalist zum rotschwarzen Stand. Ihr Ziel: Die Bekehrung. Das lässt sich die LAW jedoch nicht bieten und es wird heftig „disskutiert".
Eine kleine Anekdote: „Du widersprichst deinem Freiheitsideal voll und ganz. Mit deinem Aussehen, deinen grässlichen Haaren und deinen zerrissenen Hosen schränkst du meine Freiheit ein! Ich muss dich nämlich ansehen!" Soviel zum Thema Intelligenz, Toleranz und Argumentation.
Ein Besuch wird an diesem kalten Tag lange vermisst. Die Polizei scheint sich einem Deeskalationsprogramm angeschlossen zu haben. Kein einziger Polizist in den vorüberfahrenden Polizeiautos würdigt dem Stand eines Blickes. „Ignoranz" wird diese Taktik genannt.
Aber sie erscheinen doch noch. Um Punkt 16 Uhr verabschieden sie die LAW mit einem höflichen „Äs schöns Wuchänänd wünsched mir ihnä no". Ob der Anarchiestand nun ein grosser Erfolg war, darüber kann man streiten. Aber:

          Eine rotschwarze Flagge im
          Wind schadet keinem Kind -

Arachnia
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Radikale Arbeitszeitsverkürzung von Dante

Am 5. Februar fand die erste Veranstaltung im Rahmen der 1. Winterthurer Anarchietage statt. Der Konzertsaal der Gisi, einem seit mehreren Jahren besetzten Haus am Rande der Altstadt, war mit 60 Besucherinnen und Besuchern gut gefüllt.

Nach einer VoKü um 19:00 Uhr und einer kurzen Begrüssungsansprache fing die eigentliche Veranstaltung um 20:15 Uhr an: Darwin Dante aus Frankfurt / Main erzählte vor einem gespannten und sehr durchmischten Publikum über seine Idee einer radikalen Arbeitszeitverkürzung, die durch eine basisdemokratisch organisierte Gesellschaft und mit Hilfe der Vollautomatisierung und einer besseren Bauweise von Werkzeugen realisiert werden soll. Seine Theorie einer "5-Stunden-Woche" belegte er mit vielen Zahlen aus den Wirtschaftsstatistiken der Bundesrepublik Deutschland. Nachdem er im ersten Teil seiner Rede auf die Idee im Detail eingegangen war, propagierte er den Anarchosyndikalismus als Weg zur Abschaffung der Herrschaft. Dies wurde dann auch nach dem rund einstündigen Vortrag auch kontrovers diskutiert.
Die Bar in der Gisi war bis um 2 Uhr früh geöffnet, und fast bis zuletzt wurde in verschiedensten Kreisen über Dantes Vortrag, Anarchismus im Allgemeinen und über diverse andere Themen gesprochen. Mensch kann den Einstandsabend der Anarchietage sicher als vollen Erfolg bezeichnen!

         Mehr Infos unter: http://www.5-stunden-woche.de

Urbaner Landrevoluzzer
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Film, VoKü und Propaganda

Am Sonntag den 6. 2. 05 fand die zweite Veranstaltung der Winterthurer Anarchietage statt. Auf dem Programm stand der spanische Bürgerkrieg, resp. die spanische Revolution. Insgesamt 3 Filme wurden zur Auswahl gestellt: „Die lange Hoffnung", „Gelebte Utopie" und Ken Loachs „Land and Freedom".

Über 30 Menschen befanden sich um 16:00 Uhr dann auch im Infoladen. Zu- erst wurde der Film „Gelebte Utopie" gezeigt.
„Gelebte Utopie" ist ein Dokumentarfilm, welcher auf Arte ausgestrahlt und aufgenommen wurde. Vor Allem ehemalige Mitglieder der anarchosyndikalistischen Gewerkschaft CNT sprachen über die spanische Revolution, über den Bürgerkrieg und über die Funktionsweise der durch anarchistische Gewerkschaften organisierten Gesellschaft in den Jahren 1936 bis 1939. Der Film erzählt die Vorgeschichte des Anarchismus in Spanien.

         "Der freie Kommunismus ist die einzige Rettung der Menschheit..."

Er beginnt in den Jahren Ende des 19. Jahrhunderts. Libertäre Schulen, kulturelle und politische Begegnungszentren und Arbeitskämpfe die unter Anderem durch die CNT organisiert wurden, schufen in Spanien ein breites anarchistisches Bewusstsein und Erfahrungen in Selbstbestimmung, was sich später in der revolutionären Gesellschaft wiederspiegelte. Eindrücklich erzählen die meistens über 80-jährigen AnarchistInnen, wie die gelebte Utopie funktionierte. Betriebsräte, Selbstbestimmung der Basis, AbgesandtInnen, die Abschaffung des Geldes und die Einführung des koordinierten Handels kommen zur Sprache. Als Kritik könnte Mensch dem Film ankrei-den, dass er an Selbstkritik mangelt. Andererseits kann dem Film nicht verübelt werden, dass er einen propagandistischen Charakter aufweist, denn viele Dokumentationen aus dieser Zeit überlebten die faschistische Diktatur Francos nicht. Zu guter Letzt dürfte es wohl vielen AnarchistInnen warm ums Herz geworden sein, als eine alte Frau zu Kunde tut: „Der freie Kommunismus ist die einzige Rettung der Menschheit"...
Nachdem doch recht anspruchsvollen Film „Gelebte Utopie" gab es VoKü. Etwa eine Stunde später wurde per Los zwischen den Filmen „Die lange Hoffnung" und „Land and Freedom" entschieden. Der Zufall sprach sich für den eher lockeren Spielfilm „Land and Freedom" aus.
Ken Loachs Film handelt über einen Engländer, Mitglied der kommunistischen Partei, der nach Spanien geht und dort in der P.O.U.M Arbeitermiliz gegen die Faschisten kämpft. Im Laufe seines Aufenthaltes verliebt er sich in die Anarchistin Franca. Vor Allem die stalinistische Unterdrückung der Milizen prägen den Engländer, der später sein Partei-büchlein zerreisst und den antiautoritär gefärbten Milizen Treue hält. „Land and Freedom" baut stark auf Emotionen auf, vernachlässigt aber die politischen Geschehnisse während der spanischen Revolution. Eine der interessantesten Szenen des Filmes ist die harte Diskussion über die Handhabung eines ländlichen Dorfes, dass vorher durch die Milizen von den Faschisten und Pfaffen befreit wurde. Es wird diskutiert, ob das Land unter den Bauern aufgeteilt oder kollektiviert werden soll.
In mehreren Gruppen wurden nach den zwei Filmen noch diskutiert, bevor der 2. Tag der Winterthurer Anarchietage um ca. 22:00 Uhr beendet wurde. Für Interesse an den Filmen „Gelebte Utopie" und „Die lange Hoffnung" kann Mensch sich jederzeit unter This email address is being protected from spambots. You need JavaScript enabled to view it. melden.

Don Quichotte
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Selbstverwaltung

Die dritte Veranstaltung der Anarchietage fand am Montag 7.2.05 in der Genossenschaftsbeiz Widder statt. Um 20:15 begann Matthias vor 35 BesucherInnen seinen Vortrag über Selbstverwaltung.

Matthias, der zusammen mit einem Kollegen eine Studie über Selbstverwaltung in der Deutschschweiz erstellte, begann seinen Vortrag mit einem geschichtlichen Rückblick der Selbstverwaltung. Bereits die Frühsozialisten anfangs des 19. Jahrhunderts hatten Vorstellungen einer Gesellschaft, welche über verschiedene selbst verwaltete Betriebe aufgebaut sein sollte. Weiter erwähnte Matthias in seinem Vortrag die Pariser Kommune in den 1870- ern und Dito's Zwangsmassnahmen in Jugoslawien, die eine Selbstverwaltung von sämtlichen Betrieben diktierte.

         „Selbstverwaltung ist Selbsthilfe für die ArbeiterInnen."

Das Publikum machte Matthias darauf aufmerksam, dass unter Anderem auch in Russland vor der Oktoberrevolution, in der Ukraine in der Zeit des ersten Weltkrieges und natürlich während der Spanischen Revolution in den Jahren 1936 - 1939 Gesellschaften existierten, die einen starken Grad an Selbstbestimmung besassen. Im weiteren Verlauf des Vortrages erzählte Matthias genaueres über seine Studie der Selbstverwaltung in der Deutschschweiz. Dabei waren verschiedene Kriterien eine Voraussetzung dafür, dass Betriebe als selbst verwaltet in die „Liste" aufgenommen wurden: Es mussten über 3 Menschen in einem solchen Kollektiv arbeiten, die Löhne mussten reichen um über die Runden zu kommen, die Betriebe mussten sich selbst als selbst verwaltet bezeichnen, es bedarf eines egalitären Lohnssystems und jede/r MitarbeiterIn muss gleich viel Mitspracherecht haben unabhängig der eingebrachten Geldsumme in den Betrieb.
Die Frage die alle Zuhörenden interessierte lautete: wie viele selbst verwaltete Betriebe denn es nun sind in der Deutschschweiz. Matthias machte bevor er antwortete nochmals darauf aufmerksam, dass es schwierig sei alle diese Betriebe zu erfassen, da selbst verwaltete Betriebe als solche nirgends eingetragen sind und weiter, dass die gestellten Kriterien streng waren. Dann endlich machte er publik, dass sie um die 120 selbst verwalteten Betriebe in der deutschsprachigen Schweiz zählten.
Nach ca. 60 Minuten beendete Matthias seinen Vortrag und es ging fliessend in eine engagierte Diskussion über. Unter den zahlreichen BesucherInnen befanden sich sieben Menschen, welche selbst einmal in einem selbst verwalteten Betrieb arbeiteten oder dies immer noch tun. Jemand von ihnen machte darauf aufmerksam, dass Selbstverwaltung für ArbeiterInnen auch Selbsthilfe sein kann. Jemand anderer stellte das Problem des Startkapitals in den Raum und ob es sinnvoll sei, fremde finanzielle Unterstützung anzunehmen, da dies wiederum das Problem der Fremdbestimmung mit sich bringe.

         „Selbstorganisation, Verantwortung und Selbstbestimmung muss gelernt werden
          und kann nicht während einer Revolution plötzlich vorhanden sein."

Ein junger Mann stellte die provokative Frage, ob Selbstverwaltung überhaupt der Weg sei um den Kapitalismus zu überwinden und nicht eher in Anpassung münde. Ein älterer Mann antwortete hierauf, dass Selbstorganisation, Verantwortung und Selbstbestimmung gelehrt werden müsse und nicht während der Revolution plötzlich vorhanden ist. Immer mehr Menschen gingen im Verlaufe des Abends nach Hause und schliesslich nach mehr als 3 Stunden war auch der 3. Tag der Anarchiewoche vorbei.

Don Quichotte
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Libertäre Pädagogik

Am 8. Februar fand im Widdersääli die dritte Veranstaltung der Anarchietage zum Thema libertäre Pädagogik statt, welche etwa 35 Leute besuchten.

Nach einer geschichtlichen Einführung und Rückblick auf verschiedene libertäre Unterrichtsprojekte gings zur Disskusion über. Thema war zum Beispiel, inwiefern unsere heutigen staatlichen Schulen denn freiheitlich sind- also gelöst von religiösen, politischen und wirtschaftlichen Intressen.
Die Disskusionen waren sehr vielseitig, über die Frage wie frei dass Informationen wirklich sind bis zu persönlichen Problemen bei der Erziehung.

Rössli Hü
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Anarchopazifismus

Am Mittwoch, den 9. Februar 2005 fand die fünfte Informationsveranstaltung der Anarchietage Winterthur unter dem Motto "Geschichte des Anarchismus und Anarchopazifismus (Graswurzel)" statt

Als Mensch sich um 20:00 traf, wurde schnell klar, dass reges Interesse zu diesen Themen vorhanden ist. 70 Leute drängten sich in den, für diese Menschenmenge ziemlich knapp bemessenen Vortragssaal im Widderkollektiv. Nachdem die VeranstalterInnen, um Platz zu schaffen, die Tische entfernten, fanden auch noch die letzten Leute Platz, und der Vortrag konnte beginnen. Aufmerksam lauschten die aus den verschiedensten Regionen stammenden ZuhörerInnen Marianne Enckell, welche damit begann, den Begriff Anarchie und einzelne seiner Strömungen zu erklären. Anhand der Propaganda der Tat (1) brachte sie ein Beispiel für den geschichtlichen Hintergrund der Anarchobewegung und veranschaulichte so die bürgerliche Interpretation des Begriffs Anarchie (Chaos, Bombenleger etc.) und kam schlussendlich zum Grundgedanken des Anarchopazifismus (2). Anschliessend wurde nach einer kurzen Unterbrechung die bereits angekündigte Diskussion geführt. Mensch diskutierte über Verschiedenste Themen wie Aktionsformen, revolutionäre Perspektiven und vieles mehr. Um 23:30 Uhr, fand die meiner Meinung nach ziemlich gelungene Informationsveranstaltung ihr Ende und Mensch war so schnell verschwunden, wie er gekommen war.

       Infos unter:
        (1)http://www.twokmikimali.de/texte/propaganda/ propaganda_der_tat.htm
        (2)http://www.graswurzel.net

Paranoia
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OSL und FAUCH stellen sich vor

"Sich organisieren" und "zusammenarbeiten" hiessen die Schlagwörter am Donnerstag, dem sechsten Tag der Winterthurer Anarchietage

Die Veranstaltung mit Mathias von der Freien ArbeiterInnen Union Schweiz FAUCH (http://www.fauch.ch) und Marc von der Organisation Socialiste Libertaire OSL (http://www.rebellion.ch), welche 30 Leute in die Sidi lockte, drehte sich dann auch ganz um Probleme der schweizweiten Vernetzung. Es war die Rede von den Differenzen zwischen der Organisierungsfähigkeit in der Romandie - die OSL hat Sektionen in den Kantonen Genf, Waadt, Bern und Neuenburg - und in der Deutschschweiz (wo es FAUCHOrtsgruppen in Bern, Thun, Murifeld, Basel, Luzern, Zürich, St. Gallen und im Aargau gibt), der libertären Tradition in den verschiedenen Landesteilen und der divergierenden Geschichte und Vorgehensweise der FAUCH und der OSL. So existiert die OSL bereits seit den 80er Jahren und setzt ihren Schwerpunkt nicht nur auf die gewerkschaftlichen Arbeit, ganz im Gegensatz zur FAUCH, welche die Betonung auf eine anarchosyndikalistische Ausrichtung bereits im Namen trägt und mit ihrem sechsjährigen Bestehen vergleichsweise jung ist.
Dennoch wurde und wird immer wieder versucht, die Gemeinsamkeiten der beiden Organisationen herauszustreichen und punktuelle Zusammenarbeit zu ermöglichen. So gab es v.a. im Kanton Bern eine Kooperation bei der Regularisierungsforderungen der Sans-Papiers und während des G8-Gipfels in Evian. Auch bei der Planung des A-Camps, welches voraussichtlich vom 5. bis 12. August stattfinden wird, tauschen sich die beiden Gruppierungen aus.
Nachdem die Referenten leider viel zu früh wieder Richtung Biel reisen mussten, entstand eine interessante Diskussion. Dabei ging es v.a. um die Frage, wie sinnvoll eine nationale Zusammenarbeit sei und ob spontane Einfälle ohne organisatorischen Hintergrund im Endeffekt nicht viel fruchtbarer sein könnten. Die grösstenteils auf diesbezügliche Versuche in der Vergangenheit beruhende Debatte dauerte mit rund zwei Stunden fast doppelt so lange wie der vorangehende Vortrag und ist dank den geäusserten konträren Positionen sicher noch lange nicht ausdiskutiert.

Urbaner Landrevoluzzer
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Libertäre Perspektive in Winterthur

Am Freitag, dem 11. Februar 05, fand die letzte Veranstaltung der Anarchietage vor dem Abschlusskonzert statt.

Um acht Uhr fanden im Infoladen etwa 20 Menschen zusammen, um gemeinsam über die libertären Perspektiven in Winterthur und die zukünftige Ausrichtung der LAW zu diskutieren. Das Gespräch sprang im Zick-Zack von Thema zu Thema, was mensch als starkes Interesse in vielen Bereichen interpretieren könnte. Wie gross ist das Interesse in Winterthur, einen Arbeitskampf zu führen? Besteht die Möglichkeit, in der heutigen Gesellschaft eine starke Gewerkschaft zu bilden? Wo liegen die Stolpersteine für die Aktivisten? Wie geht mensch mit Repression um? Kann mensch aus Fehler anderer lernen?Wo will die LAW ihren Aktivitätsbereich ansetzen? Kann mensch auch pädagogisch oder durch Aufklärung etwas erreichen?
Ein wichtiger Punkt, der behandelt wurde, war die Elite bzw. Avantgarde. Das Ziel der LAW ist es unter anderem, über Anarchismus aufzuklären und dadurch Menschen für diesen zu gewinnen. Wie kann man also einen harten Kern vermeiden, welcher nur noch in sich geschlossen ist und nicht mehr nach aussen kommuniziert? Wird die LAW irgendwann vielleicht Gefahr laufen aus Sicherheits- und Repressionsgründen ihre Grenzen zu schliessen?
Die LAW Mitglieder reagierten darauf sehr zuversichtlich: „Wenn es mensch wichtig ist, seine Ideologie nach aussen zu tragen, muss mensch auch offen bleiben. Mensch muss immer wieder auf neue Leute zugehen, auch wenn mensch immer wieder die selben Diskussionen führen muss." Wenn es Aktionen geben werde, welche eine erhöhte Sicherheit fordern würden, könnte mensch diese immer noch im kleineren Rahmen besprechen.
Viele der Fragen blieben offen. Es war jedoch keineswegs Resignation zu spüren, viel eher drängte es die Anwesenden, die Fragen sich selbst beantworten zu lassen. Wenn mensch es nicht probiert, hat mensch sowieso schon verloren.
Am Ende der Sitzung war klar, dass das allgemeine Interesse darin besteht die LAW offen und flexibel zu halten. Jede/r nach ihren/seinen Fähigkeiten. Die LAW kann sich je nach Interesse sowohl einem Arbeitskampf als auch einer intellektuellen aufklärerischen Arbeit widmen.
Aktion und Theorie vereint ergeben meiner Meinung nach sowieso den effizientesten Coctail.

Arachnia
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Abschlusskonzert

Am letzten Tag der 1. Anarchietage in Winterthur fand ein Abschluss und Solikonzert in der Gisi statt.

Für Stimmung sorgten The Skunks sowie eine französisch-sprechende Band aus Genf. Schon früh am Abend wurde es in der Gisibar recht eng und heiss, viel mehr Leute hätten nicht mehr Platz gehabt. Aber nicht nur der daraus zu schliessende Ansturm nach Bier war gross, auch fand man Intressen am Büchertisch und den LAW-Soli-CDs.
Der letzte Tag endete nach einer langen Nacht, als auch die letzten in den Morgenstunden ihren Heimweg fanden.

Rössli Hü
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