Repression ist Scheisse!

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Am Freitag fuhren wir zuerst nach St. Ingbert. Da gibts ein JUZ, das momentan noch das einzigste und letzte selbstverwaltete im Saarland ist. Empfangen wurden wir von super lieben AktivistInnen der ANO - Antionationalen Offensive Saar.

JUZ St.Ingbert

Das Publikum unseres Vortrages war (altersdurchschnittsmässig) das jüngste bis jetzt. Die Menschen schienen uns alle sehr motiviert und voller Tatendrang! ;) Es kam nach der Veranstaltung zu einer längeren und spannenden Diskussion. Das lag wahrscheinlich (wie schon in Mannheim) daran, dass das Publikum mehrheitlich anarchistisch war.

Wir wurden u.a. auch gefragt, wie unsere Aktionsgruppe eigentlich zum Anarchafeminismus steht. Worauf ich antwortete, dass ich mich selbst zum Beispiel nicht als Anarchafeministin bezeichnen würde, sondern in erster Linie als Anarchistin und Feministin. Das, weil der Anarchafeminismus, wie wir das auch in unserem Vortrag (der heisst ja "ein Ansatz der noch ausgearbeitet werden muss") darauf hinweisen, kein abgeschlossenes Theoriekonstrukt darstellet / es keine fertige Definition von Anarchafeminismus gibt. Meiner Meinung nach waren auch die Ansätze aus den 80ern eher eine Aufforderung an die männlich dominierte anarchistische Bewegung, sich neben anderen Unterdrückungsverhältnissen eben AUCH mit dem Sexismus auseinanderzusetzen. Da sich die Frauen in den 80er Jahren, ebenfalls teilweise nicht so bezeichneten und sich eben mehrheitlich auf den Radikalfeminismus beriefen, stellt sich (und stellte sich schon damals) die Frage, ob es überhaupt einen Anarchafeminismus braucht. Der radikale Feminismus hat eigentlich schon sehr interessante Analysen zu bieten, und die Aufgabe eines Anarchafeminismus wäre/ist meiner Meinung nach, diese Analysen und Forderungen mit anarchistischen Ansätzen zu verbinden. Oder umgekehrt: anarchistische Ansätze mit feministischen zu verbinden und so zu erweitern.

Eine Kritik, die jetzt oft kam, war, dass sich der "neuere Theorie"-Teil unseres Vortrages vorwiegend auf Texte und Ansätze aus den 80ern stützt und es nicht stimmt, dass es keine neueren Ansätze gibt. Verwiesen wurde dabei u.a. auf Judith Butler. Dazu müssen wir sagen: Ja, das stimmt. Es gibt extrem spannende, aktuelle, neue, aber auch ältere, feministische Ansätze. Wir gehen in unserem Vortrag jedoch nicht auf diese ein, da der Rahmen sonst absolut gesprengt würde. Zudem erhebt unser Vortrag den Anspruch, einen Überblick über den Anarchafeminismus bzw. anarchafeministische Ansätze zu geben. Und nicht über den aktuellen Stand des Feminismus. Da der Anarchafeminismus jedoch keine bzw. wenige, eigene Analysen zu bieten hat, befassen auch wir uns mit anderen feministischen Ansätzen, wie eben zum Beispiel mit der Judith Butler (aber auch - zumindest ich - mit systematischer Kritik (von Feministinnen mit marxistischen Ansätzen) an ihr).

Zwei (immernoch) sehr empfehlenswerte Bücher:

  • A.G. Gender-Killer (Hg.): Das gute Leben. Linke Perspektiven auf einen besseren Alltag.
  • Maria Mies: Patriarchat und Kapital - Frauen in der internationalen Arbeitsteilung.

Doch wieso beschränkt sich der Überblick über den Anarchafeminismus eigentlich auf die 80er Jahre? Das liegt daran, dass es - unseres Wissens - seit spätestens Ende der 90er Jahren im deutschsprachigen Raum keinen Diskurs mehr über Anarchafeminismus gab. Dieser Teil des Vortrages stützt sich auch hauptsächlich auf Texte aus dem Schwarzen Faden, welcher lange die einzige anarchistische Theoriezeitschrift im deutschsprachigen Raum war. In den 80ern gabs 2 (oder 3?) Sonderausgaben zum Anarchafeminismus, wo an den Texten auch deutlich wird, dass es verschiedene Zugänge zum Thema gab und auch verschiedene Ansätze und Forderungen gestellt wurden.

In den 90ern erschien das Buch von Silke Lohschelder "Anarchafeminismus - auf den Spuren einer Utopie", welches sehr zu empfehlen ist. Weiter gibt es eine Broschüre der FAU, welche hauptsächlich den syndikalistischen Frauenbund in Deutschland thematisiert. Und eine Broschüre aus Österreich (Wien?) wo diverse anarchistische TheoretikerInnen vorgestellt werden. In Wien gabs auch bis vor kurzem (oder gibts die noch?) die Schwarzwurzel Frauen. Neu gibts eine Gruppe in Berlin, die nennt sich erinyen, welche auch eine Zeitschrift rausgibt >> http://erinyen.blogspot.com/

Saarbrücken

Nach der Veranstaltung fuhren wir nach Saarbrücken, wo wir bis morgens um 4 Uhr in ner super kuhlen WG Bier getrunken haben. Die ANO's haben uns am nächsten Tag auch n'super Frühstück gemacht und uns noch für ihre neue Zeitschrift interviewt.

Danke vielmals euch allen für die tolle Gastfreundschaft! Und viel Kraft und Erfolg in eurem Kampf um die Erhaltung des JUZ in St.Ingbert!