Repression ist Scheisse!

Mit einer Spende an Antirep Winterthur Betroffene von staatlicher Repression unterstützen:

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Bericht der Antirep Aarau vom 28. Dezember 2009

Neuigkeiten zu den zwei inhaftierten Anarchisten I. und P.

Wie bekannt sein sollte sitzen unsere zwei Freunde I. und P. nun schon seit dem 14. November 2009 in Untersuchungshaft. Mit diesem Text möchten wir ein wenig Klarheit schaffen über deren Situation, da u.A. durch die Medienberichterstattung – die in diesem Fall mehr einer Medienhetze gleicht – falsche oder verwirrende Informationen verbreitet wurden. Ausserdem wurden wohl auch andersweitig Informationen teilweise nicht korrekt von Mund zu Mund weiter zu geben. Nun versuchen wir eine kleine Übersicht zu schaffen. Wir halten uns aber vor, uns bekannte Informationen nicht weiter zugeben, wenn wir finden, dass diese aus taktischen oder auch persönlichen Gründen, besser nicht veröffentlicht werden.

Seit längerer Zeit sind in Aarau relativ viele politische Sprayereien verübt worden. Aufkleber sind schon längst an vielen Hauswänden ersichtlich. Ende Oktober letzten Jahres wurden zwei Personen auch beim sprayen von Schablonen erwischt und verzeigt. Nichtsdestotrotz hielten die Sprayereien an bzw. häuften sich sogar noch. Am 23. Mai begann dann laut der Kantonspolizei eine Serie von Brandstiftung gegen Luxus-Autos. In regelmässigen Abständen (jeweils Freitag- oder Samstagnacht) wurden Autos im/ums Aarauer Zelgli-Quartier angezündet. Das Zelgli-Quartier ist ein eher wohlhabendes Quartier mit vielen Einfamilienhäuser im Süden der Stadt Aarau. Im August veröffentlichte die Kantonspolizei dann erstmals eine Mitteilung, dass es einen Brandanschlag auf ein Auto gab – vorher wurde nicht darüber informiert. Es ist auch davon auszugehen, dass ab August das Quartier systematisch überwacht wurde.

In der Nacht vom 14. November waren I. und P. zusammen im Zelgli-Quartier unterwegs. Auch an diesem Abend wurde anscheinend die Gegend von der Polizei u.A. mit zivilen Einsatzkräften überwacht. Als erneut versucht wurde zwei Personenwagen in Brand zu setzen, wurden die Beiden um ca. 5 Uhr Morgens zu Hause verhaftet. Seit diesem Zeitpunkt sitzen unsere Freunde und Genossen in Aarau in Untersuchungshaft. Wie dann die Kantonspolizei Aargau verlauten liess, wird ihnen vorgeworfen für die insgesamt acht Brandstiftungen an Personenwagen, vornehmlich an Fahrzeugen der gehobenen Klasse, verantwortlich zu sein. Des weiteren: «Bei zwei Bränden bestand die Gefahr für Leib und Leben von Personen, indem das Feuer auf Gebäude überzugreifen drohte. Die Brandstiftungen waren mehrfach begleitet von teilweise massiven Sprayereien an öffentlichen Gebäuden.»

Zur Situation der beiden Inhaftierten


Die zwei Inhaftierten sind seit Inhaftierung in Einzelhaft untergebracht. I. ist im Gefängnis des KAPO-Posten an der Tellistrasse und P. Beim Amtsgericht an der Laurenzenvorstadt untergebracht. Besuch dürfen sie einmal in der Woche für eine halbe Stunde von maximal zwei besuchsberechtigten Personen empfangen. Einmal am Tag dürfen sie für 30 Minuten nach draussen. Zu Verfügung steht ihnen in der Zelle lediglich einen Fernseher und Bücher aus der dortigen Bibliothek. Zeitungen erhalten sie nicht. Beide Gefangenen essen kein Fleisch – einer der Genosse lebt vegan – trotzdem erhalten sie immer wieder Fleisch und/oder Käse oder das Stück Fleisch wird einfach weggelassen und ihnen bleiben dann nur die Beilagen. Natürlich ist es auch nicht erlaubt Essen vorbei zu bringen und das Angebot des Knast-Kioskes kann Mensch sich wohl selber ausmalen. Durch diese Isolation und dem Druck dem Beide ausgesetzt sind, geht es ihnen zur Zeit sehr schlecht. Wer sie unterstützen möchten kann ihnen zum Beispiel Briefe schreiben (Infoladen Reitschule, Vermerk: Aarau, Postfach 5053, 3001 Bern – Einen Absender nicht vergessen [Der Absender kann auch der Infoladen Reitschule sein]). Jedoch werden Briefe zum Teil extrem lang zurückgehalten, bis sie dann schlussendlich weiter geleiten werden. I. und P. freuen sich vor allem über Informationen über Geschehnisse ausserhalb des Knastes, was auf der Welt so passiert und alles was sie irgendwie aufheitert, wie Fotos, Bilder, etc. (Hier noch der Vermerk das davon abzuraten ist, Geld direkt mit zu schicken. Es kann so nicht garantiert werden, dass es auch ankommt. Gebt eure Spende lieber der Antirep-Gruppe ab – Augen und Ohren offen halten für Soli-Bars, -Konzis etc.) Ausserdem wurde uns auch von den teilweise katastrophalen hygienischen Zustände der Zellen berichtet berichtet (voll uriniert/geschissen).

Unverständlich ist sicherlich, wieso dass I. und P. breits schon eineinhalb Monate in U-Haft sitzen müssen. Der zuständige Aarauer Bezirksamtmann Gautschi sagte zur Aargauer Zeitung: «Sie sind nicht geständig.» Die Untersuchungshaft sei - aufgrund der Kollusionsgefahr - nicht unbegründet. Dies war Anfang Dezember, nun war am 21. Dezember in der AZ zu lesen: Gegen die zwei jungen Schweizer läuft ein Verfahren wegen mehrfacher qualifizierter Brandstiftung und Sachbeschädigung. Sie sind nicht geständig. Wie der für den Fall zuständige Bezirksamtmann Dieter Gautschi erklärte, sei gestern für einen der beiden Inhaftierten ein abgelehntes Haftentlassungsgesuch beim Bezirksamt eingetroffen. Wie lange die beiden mutmasslichen Brandstifter noch in Haft bleiben, ist unklar. «Die U-Haft dauert an», hält sich Untersuchungsrichter Dieter Gautschi kurz. Es ist also davon auszugehen dass die beiden Anarchisten noch längere Zeit weiter im Untersuchungshaft sein werden. Wie die Untersuchungsbehörden erklärten, wird es erst im Januar neue Informationen zu den Ermittlungen in der Brandserie geben.

Mögliche Hintergründe und Medienhetze

In der letzten Zeit wurde vor allem in den bürgerlichen Medien viel darüber diskutiert, warum nun überhaupt diese Autos angezündet wurden. Das Regionalfernsehen Tele M1 berichtet aus dem Zelgli-Quartier und sprach mit Anwohner_innen, die völlig ratlos und verständnislos waren. Ein sehr cleverer Journalist fand dann wohl heraus, dass das ein oder andere Auto, welches abbrannte, einem SVP-Politiker gehörte. In den nächsten Tagen war dann überall von gezielten Anschlägen auf teure Autos von SVP-Politikern die Rede. Von wo dieses Wissen bzw. diese Überzeugung kommt ist für uns unklar. Es gab in den letzten Monaten kein eineinziges Bekennerschreiben zu diesen Brandanschlägen. Und auch wenn diese einen politischen Hintergrund haben, kann es auch einfach ein Zufall sein, dass es einige SVP-Politiker getroffen hat.

Für die Medien war hierbei sofort klar, dass dies von I. und P. verübt wurde und diese gezielt vorgegangen sind. Von wo der Blick sein Wissen hat, ist dann eine weitere Frage. Anzunehmen durch eine Lücke auf Seiten der Polizei – veröffentlichte der Blick am 10. Dezember dann einen Artikel mit dem Titel: «Richter überzeugt: Dieser Juso fackelte die Luxus-Autos ab». Dort wurden die Namen unserer Genosse veröffentlicht. Ausserdem wurde von I. ein Foto abgebildet, u.A. da er mal bei der JUSO war. Natürlich distanzierte sich die JUSO sofort von I. falls er was mit den Brandanschlägen zu tun habe. Natürlich meldete sich dort auch wieder Herr Gautschi zu Wort: «Spuren müssen noch ausgewertet werden», sagt Bezirksamtmann Dieter Gautschi (61), der Untersuchungsrichter. Er ist sicher: «Wir werden den beiden Mitgliedern der Linksautonomen-Szene alle Taten beweisen, obwohl sie alles abstreiten.» Den Blick-Artikel nutzte dann wohl auch das dubiose konservative Infoportal «Winkerlried» und trieb dort nun die Hetze gegen die zwei Inhaftierten auf die Spitze. Von «Attentäter» ist dort die Rede und es wurden die Namen der Beiden und sogar der einen Mutter und deren Firmenadresse veröffentlicht.

Es muss weiter gehen…

Einschüchtern lassen wir uns aber nicht. Auch wenn die Presse- und Medienlandschaft über unsere Freunde uns her ziehen, die Polizei die beiden Inhaftierten psychisch und physisch foltert, sie uns die staatliche Repression spüren lässt, uns fest nimmt, uns weg weist und uns versucht zu kriminalisieren, wir geben nicht auf bis unsere Freunde wieder auf freiem Fuss sind.

Es ist schön, dass es schon zu einigen Soli-Aktionen in verschiedenen Schweizer Städten gekommen ist. Aber vergessen wir I. und P. nicht – machen wir weiter! Die Möglichkeiten sind vielseitig: Spendet euren Geld von der Vokü, von eurer Bar oder vom letzten Konzert dem Antirep-Team für ihre Arbeit (und natürlich auch direkt für I. und P.), schreibt Blog-Artikel und Leserbriefe, macht Soli-Aktionen auch in eurer Stadt, besucht die Beiden vor den Knästen oder schreibt ihnen Briefe.

Die Antrirep Gruppe Aarau versucht in Zukunft regelmässiger Informationen geordnet weiter zu leiten und selbstverständlich werden wir uns auch in Zukunft mittels Aktionen mit I. und P. Solidarisieren.

Wir fordern …
– die sofortige Freilassung von I. und P. aus der Untersuchungshaft
– die Absetzung des Bezirksamtmann Gautschi
– die Absetzung des Staatsschutz (Erismann, Urech und Roth)
– und die Beendigung der Kriminalisierung der Solidaritätsbewegung von I. und P.!


28. Dezember 2009, Antirep Aarau


Solidarität für I. und P. – Freiheit für alle Gefangenen!
Feuer und Flamme der Repression – Aarau bleibt Paris!

 

>> Quelle: indymedia


2 Anarchisten drohen 3 Jahre Gefängnis wegen Brandstiftung

Den zwei Anarchisten Philipp und Ivo drohen drei Jahre Gefängnis wegen mehrfacher qualifizierter Brandstiftung!

Am 14. November 2009 wurden unsere Freunde und Anarchisten Philipp und Ivo von der aargauischen Polizeisondereinsatztruppe "ARGUS" verhaftet. Die Polizeitruppe brach um ca. 5 Uhr Morgens die Tür vom Elternhaus von Philipp in Aarau (Schweiz) auf und nahm dort die Beiden fest. Bei der Verhaftung der beiden Jugendlichen, welche noch schliefen, wurden sie mit Schusswaffen bedroht und mit Augenbinden abgeführt. Sie wurden in dieser Nacht beobachtet, wie Philipp an einer Kreuzung stand und Ivo kurz in eine Strasse verschwand, wo unmittelbar darauf ein Auto brannte.

Seit dem Mai 2009 sind im Aarauer Stadtteil Zelgli insgesamt sieben Autos der gehobenen Klasse und ein Polizeiauto angezündet worden. Daher wurde der Stadtteil auch schon eine längere Zeit polizeilich Überwacht, was Philipp und Ivo zum Verhängnis geworden ist. In Untersuchungshaft wurden den zwei Inhaftierten mitgeteilt, dass gegen sie wegen mehrfacher qualifizierter Brandstiftung (wobei zweimal Gefahr für Leib und Leben von Personen bestand) und Sachbeschädigungen ermittelt werde. Laut der Kantonspolizei Aargau, seien die brennenden Autos von massiven Sprayereien begleitet worden.

Die zwei ehemals Inhaftierten waren in der Zeit von ihrer Untersuchungshaft vom 14. November bis am 30. Dezember 2009 in Einzelhaft untergebracht. Ivo war im Gefängnis des KAPO-Posten an der Tellistrasse und Philip beim Amtsgericht an der Laurenzenvorstadt untergebracht. Besuch durften sie einmal in der Woche für eine halbe Stunde von maximal zwei besuchsberechtigten Personen empfangen. Einmal am Tag durften sie für 30 Minuten nach draussen, wobei die 30 Minuten teilweise auch kürzer sein konnten. Zu Verfügung steht ihnen in der Zelle lediglich einen Fernseher und Bücher aus der dortigen Bibliothek. Durch diese Isolation und dem Druck dem Beide ausgesetzt sind, ging es ihnen teilweise sehr schlecht. Laut dem zuständigen Aarauer Bezirksamtmann Gautschi sei die lange Untersuchungshaft - aufgrund der Kollusionsgefahr - nicht unbegründet. Die Frage stellt sich, ob Dieter Gautschi unvoreingenommen in seinem Amt als Untersuchungsrichter tätig sein kann. Denn die Brandserie traf mehrfach Freunde aus seiner eigenen Partei – der Schweizerischen Volkspartei. Dafür spricht auch, dass Dieter Gautschi Briefe an oder von den Inhaftierten bis zu drei Wochen zurückgehalten hat. Obwohl einer der ehemals Inhaftierten den Bezirksamtmann und weitere Beamte bei der Verhaftung aufmerksam gemacht hat, dass er Veganer sei wurde ihm bis zum letzten Tag Fleisch zu Essen gegeben – auch nach Intervenieren de Anwaltes.

Die Medienhetze blieb nicht aus. Schuldig waren sie sowieso von Anfang an. Die Boulevardzeitung «Blick» veröffentlichte dann auch ein Foto und die Namen der Beiden. Den Blick-Artikel nutzte dann wohl auch das dubiose konservative Infoportal «Winkelried» und trieb dort nun die Hetze gegen die zwei ehemals Inhaftierten auf die Spitze. Von «Attentäter» ist dort die Rede und es wurden die Namen der Beiden und sogar der einen Mutter und deren Firmenadresse veröffentlicht. Regionale Medien belagerten das Wohnhaus eines Angeklagten und setzten dessen Familie mit massiven Telefonanrufen einem grossem Stress aus.

An der Pressekonferenz vom 6. Januar 2010 informierte die Kantonspolizei Aargau über den aktuellen Sachverhalt. Ivo und Philipp gestanden lediglich der letze Fall von Brandstiftung, da dort die Beweislage erdrückend war. Die Polizei macht die beiden Anarchisten für weitere fünf Brandanschläge verantwortlich, obwohl dank der Standortbestimmung ihrer Natels offensichtlich wurde, dass sich die Beschuldigten zur Tatzeit nicht am Tatort befanden. Zwei der acht Autobrände konnten jedoch gar nicht zugeordnet werden. Insgesamt entstand bei den Fahrzeugen einen Sachschaden von 250 000 Franken. Ebenfals haben Ivo und Philipp diverse Sprayereien zugegeben, wo sich der Sachschaden auf 100 000 Franken beläuft. Gemäss Angaben der Polizei bestand in zwei Fällen der Brandstiftung auch eine Gefahr für Leib und Leben und somit droht eine Freiheitsstrafe von mindestens drei Jahren. Die Untersuchungen sollen im Sommer abgeschlossen werden und die Gerichtsverhandlung wird im nächsten Winter erwartet.

Die Solidarität mit Ivo und Philipp darf jetzt aber nach ihrer Entlassung aus der Untersuchungshaft nicht enden. Um (finanzielle) Unterstützung sind beide immer noch sehr froh. Organisiert also auch in eurer Stadt Soli-Aktionen.

Freiheit für alle Gefangenen – Solidarität ist eine Waffe!
Für eine Welt ohne Knäste – Feuer und Flamme der Repression!

Antirep Aarau,8. Januar 2010
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Zur Namens- und Veröffentlichungsdiskussion:

Wir haben bis jetzt die Namen der Beiden nicht ausgeschrieben, da wir auf sie Rücksicht nehmen wollen. Und auch wenn u.A. der Blick diese veröffentlicht, ist das für uns kein Grund, dies sofort zu übernehmen. Denn liest nicht jede_r dieses Blatt und ausserdem dachten wir vor allem auch an die Zeit nach der U-Haft, wo die Beiden wohl eher ihre Ruhe haben möchten und nicht von jedem zweiten anquatscht werde, es sei doch X oder Y. Nach Absprachen mit Philipp und Ivo, ist es nun aber für sie in Ordnung, wenn ihre Vornamen in Texten ausgeschrieben werden.

Ebenfals aus Rücksicht bzw. auf Wunsch von Philipp und Ivo haben wir nicht sofort öffentlich bekannt gegeben, dass sie am 30. Dezember aus der Untersuchungshaft entlassen wurden. Dies hätte nur noch mehr Anrufe, Interview-Anfragen etc. mit sich geführt. Verständlich sollte es sein, dass man nach solcher Zeit etwas Ruhe braucht. Mit der Polizeipressekonferenz, wollten dann auch wir darüber informieren – schafften dies aber so kurzfristig nicht.

 

>> Quelle: indymedia